FC Vorwärts Röslau - TSV I 3:0 (1:0)

TSV: Karnitzschky – Sahin, Seidel, Lima (46. Min. Hartbauer), Vates, D. Walther (80. Min. Sieber), Sycha, Bartek, Mi. Walther (76. Min. Benker), Damrot, Komberec

Tore: 2. Min. Ma. Walther 1:0, 75. Min. Yavuz 2:0, 90. Min. Ma. Walther (Foulelfmeter) 3:0

Gelb-Rote Karte: Neumann (63./VWR) wegen Reklamierens

Rote Karte: Karnitzschky (90./TSV, Notbremse)

Die cleveren Gastgeber aus Röslau nutzen im Landesliga- Derby ihre Chancen, Thiersheim vergibt sie.

Die Thiersheimer Fußballer bleiben ein gern gesehener Gast auf der Röslauer „Hut“. Seit Jahren lassen sie die Punkte liegen und sorgen darüber hinaus für eine prächtige Kulisse. So auch am Samstag, als 600 Fans ein spannendes, emotionsgeladenes, wenn auch nicht hochklassiges Landesliga- Nachbarderby erlebten, über das noch lange nach dem Abpfiff heftig diskutiert wurde. Vor allem die Attacke von Fabian Dippold gegen den flinken Lukas Komberec nach gut einer Stunde erhitzte die Gäste-Gemüter. Der Röslauer warf sich dem auf der linken Seite in den Strafraum eindringenden Thiersheimer beim Abwehrversuch von hinten in die Beine. Der knickte ein und ging zu Boden. Der Pfiff des schwachen Schiedsrichters Schwarzmann, der eigentlich gut stand, blieb aus. Der Referee entschied unverständlicherweise auf Abstoß. Zweifellos eine, wenn nicht die Schlüsselszene der Partie. Entsprechend fielen die Reaktionen der Gäste-Zuschauer und Verantwortlichen aus, die von „Schiebung“ und „einer absoluten Frechheit“ sprachen, zumal sie sich zuvor schon einige Male vom Unparteiischen benachteiligt gefühlt hatten. „So einer pfeift Regionalliga, das kann nicht sein“, schimpfte Vorsitzender Karl- Peter Mötsch später. Allerdings hatten die Thiersheimer zwei Minuten zuvor den 1:1-Ausgleich nach drei aufeinanderfolgenden Versuchen auf dem Schlappen gehabt. Als Letzter jagte Vates das Leder aus fünf Metern, zugegebenermaßen aus etwas spitzem Winkel, Richtung Eckfahne. Die anderen Szenen blockte ein großartiger Lukas Zakrzewski ab, der trotz seiner Zehenverletzung mit einer Schmerztablette spielte und viele brenzlige Situationen im Ansatz bereinigte. Zusammen mit Jaroslav Smrha bildet er eine Mauer, die zu überwinden für den TSV zumindest an diesem Tag als unlösbare Herkulesaufgabe erschien. „Wir haben unsere Chancen reingebracht, die eben nicht, ganz simpel“, betrachtete Röslaus Trainer Gerhard Nothhaft nach dem Abpfiff nüchtern das Erlebte. Zum nicht gegebenen Elfmeter wollte er sich nicht äußern: „Ich stand einfach zu weit weg.“ Besser sah es Markus Walther: „Ich denke, es war Elfmeter, schon wegen der Attacke von hinten.“ Überschäumende Freude ist so nicht Nothhafts Ding, die gönnt er lieber seinen Spielern. Besonders dem zweifachen Schützen Markus Walther und Rasim Yavuz, die entscheidenden Anteil an dem am Ende etwas zu hohen Erfolg hatten. Bei der frühen Führung nach nur drei Minuten löste sich der Röslauer Kapitän blitzschnell von seinen Thiersheimer Gegenspielern, die sich böse verschätzten, und zog unhaltbar aus der Drehung ab, wobei der Ball noch den langen Pfosten touchierte. Wieder ein früher Rückstand für die Thiersheimer, die einfach viel zu zaghaft und ängstlich agierten und mit ihren Gedanken zumindest nicht auf dem Platz waren. Auch wenn sie fortan mehr Ballkontakte hatten, so wirkte alles bei Röslau zwingender und einen Tick gefährlicher. Es dauerte bis zur 25. Minute, ehe Michael Walther (TSV) endlich mal für Gefahr sorgte. Erstmals zog sich der Schiedsrichter den Zorn der Gäste zu, als Komberec in der 33. Minute zum Alleingang ansetzte und Neumann ihn zu Boden rang, und die Pfeife stumm blieb. Danach rettete Torhüter Blechschmidt gegen einen Damrot-Kopfstoß. Auf der anderen Seite biss sich Kompas am guten Karnitzschky die Zähne aus. Die zweite Halbzeit gehörte zu großen Teilen den Thiersheimern, die mit der Einwechslung von Hartbauer für neuen Schwung und mehr Zug Richtung Tor sorgten. Doch ihnen fehlte ein Knipser wie der verletzte Nedbaly. Als dann Christian Neumann auf Röslauer Seite noch eine zumindest zweifelhafte gelb-rote Karte sah, schien für Thiersheim die Wende möglich. Aber das Gegenteil trat ein. Die Hausherren, die kurzfristig den verletzten Pollak ersetzten mussten, erwachten aus ihrer Schockstarre, wehrten sich mit dem Mute der Verzweiflung und lauerten trotz Dauerbelagerung auf den entscheiden Punch. Den ermöglichte ihnen Hartbauer mit einem leichtsinnigen Ballverlust im Mittelfeld. Der ausgefuchste und schnelle Rasim Yavuz, der sein bestes Spiel für Röslau machte und nach Neumanns Hinausstellung vom Trainer in die Spitze beordert worden war, spielte dabei dem manchmal indisponierten Bartek den Ball durch die Beine und verlud Karnitzschky zum 2:0: Die Vorentscheidung gegen nun konsternierte Gäste. Die verloren in der Schlussminute auch noch ihren Torhüter, der Yavuz beim erneuten Alleingang von den Beinen holte. Wieder lag der Schiedsrichter falsch: Elfmeter ja, Rote Karte nein. Denn zumindest der mitlaufende Vates hatte sich noch hinter seinen Keeper geschmuggelt, war letzter Mann. Der Röslauer Kapitän Markus Walther verwandelte sicher und krönte seine starke Vorstellung: „Das Tor aber gehört zu 50 Prozent dem Rasim.“ Fazit: Die Röslauer haben Individualisten, die ein Spiel allein entscheiden können, die Thiersheimer derzeit nicht.
Peter Perzl