TSV I - Dergahspor Nürnberg 0:2 (0:2)

TSV: Karnitzschky, Sahin, Seidel, Hartbauer, Vates, D. Walther, Sycha, Bartek, Nedbaly (51. Min. Benker), Damrot (46. Min. Komberec), Lima

Tore: 1. Min. Jasarevic 0:1, 33. Min. Bölük 0:2

Der TSV Thiersheim gerät im ersten Fußball-Landesliga- Heimspiel gegen brillant aufspielende Nürnberger Türken in der 1. Minute in Rückstand. Die Mannschaft verfällt in eine Schockstarre. Komberec vergibt nach der Pause die Möglichkeit zum 1:2.
Die Thiersheimer müssen sich zumindest nicht grämen. Sie waren einer Mannschaft unterlegen, die in der ersten Halbzeit geschätzte 80 Prozent Ballbesitz besaß und wohl noch so manchem Kontrahenten in dieser Landesliga Kopfzerbrechen bereiten wird. Dabei war Dergahspor wegen eines Staus auf der Autobahn erst verspätet eingetroffen, so dass die Aufwärmphase kürzer ausfiel und das Spiel mit 20-minütiger Verspätung begann. „Eine wahnsinnig starke Truppe“, konstatierte selbst Roman Pribyl. „Ich bin beeindruckt, da können wir nur lernen.“ Einzig Zeitpunkt und Vorgeschichte der Gegentreffer sorgten beim Thiersheimer Trainer für mächtig Verdruss. „Da hast du einen Plan im Kopf, redest dir den Mund fusslig und dann wird alles in der 1. Minute durch so ein Gegentor auf den Kopf gestellt.“ Die Kritik zielte in erster Linie in Richtung des unkonzentrierten Sycha, der unmittelbar nach dem Anpfiff mit einem ebenso missglückten wie überflüssigen Rückpass die Niederlage einleitete: Dergahspor- Torjäger Bölük scheiterte zunächst frei vor dem am gut reagierenden, aber zu kurz abwehrenden TSV-Keeper Karnitzschky, aber dann war Jasarevic mit dem Nachschuss zur Stelle. Dem zweiten Tor der schnell, direkt und schnörkellos operierenden Türken soll 20 Meter vor dem Gehäuse ein Foul von Bartek an Aydin vorausgegangen sein. Diese Auffassung des Schiedsrichters teilten nur wenige auf den Rängen. Einhellig dann allerdings die Meinung über Akin Bölüks gefühlvollen Freistoß- Schlenzer über die Mauer zum 0:2: Einfach nur wunderschön! Beeindruckend auch die Ballsicherheit der Gäste, die trotz Dauerregens in Hälfte eins fast ohne Fehlpass auskamen. Sie ließen die nach dem frühen Rückstand in eine Art Schockstarre verfallenen Hausherren laufen wie die Hasen, die überhaupt nicht in die Zweikämpfe kamen. Ein Zugriff auf den ständig rochierenden Gegner war bei dem sehenswerten Flachpassspiel schier unmöglich. Ein missglückter Abschluss von D. Walther und Sycha – ansonsten fand Thiersheim nicht statt. Anders in Halbzeit zwei, als die Nürnberger einen Gang zurückschalteten und „nichts mehr riskieren und Kraft sparen“ wollten für das Dienstag-Spiel, wie ihr Spielertrainer Turgay Karali erklärte. Den nun bissiger zu Werke gehenden Hausherren wäre fast das Anschlusstor gelungen. Doch der nach seiner Einwechslung mächtig wirbelnde Lukas Komberec zielte frei vor dem Keeper um Zentimeter (53.) am langen Pfosten vorbei. Vielleicht hätte hier die Partie noch eine Wende nehmen können. Zumal wenig später Caglar den abermals enteilten Komberec für alle sichtbar im Strafraum foulte, wie später auch die Gästebetreuer einräumten, der Unparteiische mit einiger Verzögerung den Tatort aber nach außerhalb verlegte. Dabei hatte er zunächst auf den Punkt gedeutet. Bitter für Thiersheim: Nedbaly, der nach der Pause mit einer Wadenverletzung raus musste, fällt wohl für ein bis zwei Wochen aus. Am Ende hätte Mehmet Sögütlü gegen aufgerückte Hausherren noch berühmt werden können. Zwei Mal versagte er frei vor Karnitzschky, der chancenlos gewesen wäre. Dass seine Thiersheimer oft dorthin rutschten, wo der Ball eben noch war, dafür hatte Pribyl seine eigene Philosophie: „Wenn von elf Leuten bis auf den Keeper bei den Verhältnissen alle Schuhe mit kurzen Noppenstollen tragen, fällt mir nichts mehr ein.“
Peter Perzl