TSV I - ZV Thierstein 2:1 (0:1)

TSV: Brtva, Sattler, G. Seidel, Nothhaft, Vates, Hartbauer, Fuhrmann, Sneberger, Hudecek, M. Seidel, Koubek (76. Kohout)

Tore: 18. Min. Pöhner 0:1, 55. Min. Koubek 1:1, 90. (+2) G. Seidel 2:1

Es war eines jener Derbys, das beide Kontrahenten so schnell nicht vergessen werden und sicher einen Eintrag in die Klub-Geschichtsbücher verdient. Ganz besonders die Szene in der zweiten Minute der Nachspielzeit: Geburtstagskind Nikolai Vates verlängert den Ball am verdutzten Keeper Jiri Köhler vorbei auf Georg Seidel, der schneller schaltet als Petr Bastl und den Ball über die Linie drückt. Eingeleitet wurde die Szene allerdings von einem kapitalen Schnitzer der Gäste. Der Last-Minute- Sieg der Thiersheimer war perfekt und für Spieler, Trainer und Zuschauer gab es kein Halten mehr. „Ich hab‘ schon schönere Tore geschossen“, grinste der heimische Kapitän, „aber selten so ein wichtiges und das auch noch auf unser Haustor.“ Dabei hätte alles auch ganz anders kommen können. In der Nachspielzeit überschlugen sich quasi die Ereignisse: Denn kurz vor dem 2:1 bekam TSV-Schlussmann Brtva einen Ball nicht zu fassen, und die Thiersteiner hatten durch Hibler und Pöhner sage und schreibe vier Mal die Nachschusschance, scheiterten aber entweder am sich mutig ins Getümmel stürzenden Keeper oder an Seidel und Sneberger, die das Leder noch von der Linie bugsierten. Das Pendel hätte jederzeit auch in die andere Richtung ausschlagen können. Ohne Zweifel: Der Thiersheimer Sieg war ein glücklicher. Aber wen interessiert das schon an einem Kirchweih- Wochenende. Vor allem, wenn damit eine Schuld getilgt ist aus dem Abstiegsjahr 2014/15, als Pribyls Jungs zwei Mal gegen den Nachbarn das Nachsehen hatten und mit 42 Punkten den Ligaerhalt verpassten. „Ein typisches Derby gegen einen unbequemen Gegner“, meinte ein noch emotional geladener Roman Pribyl, der sich vor allem an der zweiten Hälfte erfreute. „Vor der Pause haben wir zu viele Dummheiten gemacht und wurden dafür bestraft.“ Damit umschrieb er die Unkonzentriertheiten im Spielaufbau, nach denen die kombinationssicheren Thiersteiner blitzschnell auf Angriff umschalteten. Gegen die Pässe des großartigen Tomas Gregor und die Schnelligkeit eines Lukas Hibler fanden die Hausherren kaum Mittel. Thiersheim agierte in Hälfte eins ohne Tempo, zaghaft, mitunter pomadig und stand zu weit weg von den Gegenspielern. Die Räume nutzte der Gast, der beim Führungstor von Sattlers Fehler profitierte. Der fleißige Hibler bediente präzise Pöhner zum 0:1. Thiersheim hatte zwei Großchancen: Nach einem Alleingang des starken Hartbauer (6.) fischte Köhler den Ball aus dem linken unteren Toreck. Und nach einem Sneberger-Freistoß (29.) nahm Hudecek den Ball volley, und setzte ihn an die Latte. Trotz des leichten Übergewichts der Hausherren wirkten die Thiersteiner mit ihren Vorstößen weitaus gefährlicher. Pribyl vermisste die Aggressivität und Hartbauer schrie sich mit, „das ist doch kein Sommerkick“, an die Adresse seiner Mitspieler, den Frust von der Seele. Unmittelbar nach Wiederanpfiff herrschte erst einmal Konfusion im TSV-Strafraum. Nach knapp einer Stunde wurde es Koubek zu bunt. Er vernaschte Petr Bastl und hämmerte den Ball trocken in die Maschen zum 1:1. Was folgte, war ein Zermürbungskampf mit reichlich Spannung, aber wenig spielerischem Glanz. Die müder werdenden Thiersteiner warteten auf den finalen Ball. Im letzten Moment aber funkte stets ein Thiersheimer dazwischen. Nach der wohl schönsten Gäste-Kombination jagte Eisenreich den Ball in aussichtsreicher Position über den Kasten. Restlos bedient war ZV-Trainer Radek Svehla, der aufgrund des Spielverlaufs mit zumindest einem Unentschieden spekuliert hatte. „In Thiersheim habe ich zuvor noch nie verloren“, ärgerte er sich über das Ende seiner persönlichen Serie. Sein Kritikpunkt: „Uns hat der letzte Wille gefehlt, das entscheidende Tor noch machen zu wollen.“
Peter Perzl